„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist“, Vorwort von Leon Widecki


Als Ben-Gurion (das obige Zitat stammt von ihm) am 14. Mai 1948 Israel als Staat begründete, musste sich die neue Nation unmittelbar danach gegen die Attacke einer Allianz aus Ägypten, Syrien, Libanon, Jordanien und Irak verteidigen. Weitere Angriffskriege mit dem Ziel der Vernichtung Israels folgten, darunter der Sechstagekrieg 1967 und der Jom-Kippur-Krieg 1973. Die Friedensabkommen mit zwei seiner Nachbarn – 1978 Ägypten und 1994 Jordanien – und das Oslo-Abkommen 1993 mit den Palästinensern brachten Fortschritte, aber keine Lösung des Konflikts. So muss der jüdische Staat mit seinen rund acht Millionen Einwohnern (davon rund zwanzig Prozent Araberinnen und Araber) nach wie vor knapp sechs Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Sicherheit und Verteidigung aufwenden. Zum Vergleich: in Österreich sind es nur 0,8 Prozent.

Trotz dieser permanenten Bedrohung, die in den letzten Jahren hauptsächlich von den fanatischen Theokraten im Iran und den von ihnen gesponserten Terrororganisationen ausgeht, sind die ersten siebzig Jahre Israels eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Denn es sind nicht die Konflikte in der Region, die den Charakter Israels am nachhaltigsten prägen. Es sind die Menschen des Landes mit ihrer Grundeinstellung „Wir schaffen das“:

  • Die Integration von Millionen Jüdinnen und Juden aus aller Welt, zunächst Holocaust-Überlebende und 850.000 Vertriebene aus der arabischen Welt, später aus der Sowjetunion, Äthiopien und vielen anderen Ländern.
  • Die Umwandlung von Wüste in fruchtbares Ackerland, trotz permanenten Wassermangels.
  • Der Aufbau einer touristischen Infrastruktur, die im vergangenen Jahr über 3,6 Millionen ausländische Besucherinnen und Besucher nutzten.
  • Der Ausbau von Wissenschaft, Forschung und Lehre (zwölf Nobelpreisträger!), der Israel heute zu einer der weltweit führenden Start-up-Nationen mit Partnern und Investoren aus der ganzen Welt macht, darunter so manche aus arabischen Ländern.

Israel ist die einzige funktionierende Demokratie in der gesamten Region. Mit einer pluralistischen Gesellschaft, in der alle Bürgerinnen und Bürger ihre Lebensform selbst bestimmen und ihre Meinungen frei äußern können. Das gilt auch und besonders für Minderheiten, die auf allen Ebenen in Politik, Administration, Wirtschaft, Kultur, Militär und Wissenschaft vertreten sind.

Wie jede andere vergleichbare Demokratie ist auch Israel nicht perfekt, Kritik an seiner Politik ist selbstverständlich zulässig. Die internationale Beachtung (und vielfache Verachtung), die der Staat von der Größe Niederösterreichs erfährt, lässt oftmals Zweifel an den Motiven der Kritiker aufkommen. Der „3-D“-Test ist eine Methode, um legitime Kritik am Staat Israel von Antisemitismus zu unterscheiden, der sich als Kritik an Israel ausgibt. Enthalten Aussagen Dämonisierung („Kindermörder Israel“), Doppelstandards („Israel verletzt Menschenrechte“ – laut UN häufiger als China, Nordkorea, Saudi-Arabien, Iran und Syrien zusammen) oder Delegitimierung („Israel hat keine Existenzberechtigung“), dann sind sie als antisemitisch einzustufen.

Es gibt so viel über Israel und seine spezielle Beziehung zu Österreich zu sagen. Besonders Kluges und Interessantes zu diesem Thema können Sie in dieser 67. Ausgabe des „Jüdischen Echos“ lesen. Chefredakteur Erhard Stackl hat Autorinnen und Autoren gewonnen, die Ihnen neue Perspektiven eröffnen werden.

Ein kleiner Tipp zum Abschluss: Sollten Sie noch nie in Israel gewesen sein, buchen Sie jetzt und machen Sie sich selbst ein Bild von diesem wunderbaren, faszinierenden Land. Sie werden begeistert sein – mit Sicherheit.

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