UNSERE ZUKUNFT WIRD FURCHTBAR BIS FANTASTISCH


Leon Widecki, Obmann

Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) hat letztes Jahr weltweit 402 Konflikte gezählt. Davon stuften die Wissenschaftler 18 als Kriege und weitere 208 als Auseinandersetzungen unter Gewalteinsatz ein. Die meisten blutigen Konflikte finden in Afrika statt und sind, neben lang anhaltenden Dürreperioden, die häufigste Ursache für Flüchtlings- und Migrationsströme – dem aktuell dominanten Thema in unseren Medien. Dazu tagtäglich Berichte über Terroranschläge radikaler Islamisten, machtgeile Despoten, Kriminalität, globale Erderwärmung, Naturkatastrophen, Wirtschaftskrisen und den drohenden Verlust von Arbeitsplätzen. Überall lauern vermeintliche Gefahren wie Handystrahlung, Genmanipulation, Chemtrails und vieles mehr. Die veröffentlichte Meinung, insbesondere jene in den Blasen der sogenannten sozialen Medien, zeichnet ein überwiegend düsteres Bild von der Gegenwart und befeuert, zum Teil ganz vorsätzlich, Zukunftsängste. Pessimisten sehen sich permanent in dem bestätigt, was Nestroy schon 1833 wusste: „Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang.“

Aber die Welt wird nicht untergehen. Unsere Welt wird das tun, was sie bislang schon immer getan hat: sich verändern. In den nächsten Jahrzehnten sogar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dramatisch.

Unerschrockene Optimisten, zu denen ich mich zähle, glauben fest daran, dass in hundert Jahren viel mehr Menschen viel besser leben werden als heute. Wissenschaft und Forschung auf den Gebieten der künstlichen Intelligenz, Mobilität, Energie, Medizin, Biologie und Nanotechnologie können und werden uns Wege in eine bessere, aufregende, vielleicht sogar großartige Zukunft weisen. Die beiden Forscher und Autoren Peter H. Diamandis und Steven Kotler geben uns Optimisten recht: „Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit sind unsere Fähigkeiten heute so groß wie unsere Sehnsüchte und Wünsche. Der technische Fortschritt bietet uns die Möglichkeit, den Lebensstandard jedes Menschen auf der Erde deutlich zu verbessern.“

Die meisten Veränderungen führen zunächst auch zu Verunsicherung. Dieses „Jüdische Echo“ kann vielleicht beitragen, Ihre persönliche etwas zu verringern. Unser Chefredakteur Erhard Stackl hat zahlreiche kluge Köpfe eingeladen, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Orientierungshilfe vom Allerfeinsten, wie man sie von einer traditionsreichen Publikation wie dem „Jüdischen Echo“ erwarten darf. Zu dieser 66. Ausgabe der vom unvergessenen Leon Zelman s. A. 1951 gegründeten Zeitschrift hätte, wie so oft, auch Ari Rath s. A. einen wichtigen Beitrag geleistet. Wir gedenken voller Respekt und Dankbarkeit der beiden großen, mutigen, verdienstvollen und unermüdlichen Brückenbauer zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – vor allem aber zwischen Menschen.

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