„Debatten und Träume“, Vorwort von Evelyn Adunka

Evelyn Adunka
Credit: Nini Tschavoll

„Das Jüdische Echo“ ist in der Geschichte und Gegenwart der Wiener jüdischen Publizistik eine Ausnahme. Als einzige Zeitschrift erscheint sie kontinuierlich seit 1952 mit nur einer Unterbrechung wegen der gesundheitlichen und ökonomischen Krise vor genau einem Jahr.

Seit 1982 erscheint „Das Jüdische Echo“ im handlichen A4 Format, und es waren oft sehr umfangreiche und bei genauerer Lektüre uneinheitliche Hefte. Die beiden umfangreichsten Ausgaben (348 und 304 Seiten!) erschienen 2001 und 2009. Die ausnahmslos sehr schönen A4 Cover wurden in unserer Jubiläumsausgabe reproduziert.

Gegründet von jüdischen Studenten und Akademikern rund um Leon Zelman und von ihm bis zu seinem Tod 2007 fortgesetzt, ist die Publikation ein kulturelles, politisches und zionistisches Diskussionsforum mit zahllosen österreichischen und internationalen jüdischen und nichtjüdischen Autoren und Autorinnen.

Die Auswahl der alten Beiträge für dieses Heft war leicht, weil es so viele gute Artikel gab, aber auch schwer, weil der Umfang des Jubiläumsheftes notwendigerweise vorgegeben war.

Bedanken möchte ich mich bei allen Autoren und Autorinnen für die Erlaubnis, ihre früheren Artikel nachdrucken zu dürfen. Gerne hätte ich mehrere und auch längere Artikel ausgewählt. Ich hoffe aber, dass die Leser nun auch ältere Ausgaben des „Jüdischen Echos“ zur Hand nehmen werden. Denn auch jene Artikel, auf die ich hier nur in meinem Rückblick und in den Einleitungen für die jeweiligen Kapitel verweisen konnte, halte ich für besonders empfehlenswert und ich wünsche mir auch für sie viele Leser neuer Generationen.

Besonders hinweisen möchte ich auf den Abschnitt „Hin zur Gegenwart“, in dem sechs subjektive essayistische Artikel zu lesen sind, die bis heute aktuelle und brisante Themen zur Diskussion stellen.

Für mich als Historikerin waren und sind jüdische Zeitschriften der Vergangenheit und Gegenwart nicht nur stets eine faszinierende Lektüre, sondern auch wichtige Quellen für meine historischen Arbeiten. So war es für mich eine große Freude und angenehme Aufgabe, die vorliegende Jubiläumsausgabe redigieren zu dürfen.

„Das Jüdische Echo“ reiht sich ein in eine (nur wenig erforschte) jüdische Presse- und Medienlandschaft der Wiener jüdischen Nachkriegsgemeinde, die erstaunlich vielfältig war und vielfach noch ist. Erwähnt seien hier zur Erinnerung nur die wichtigsten Titel: Die Gemeinde und das Nachfolgeorgan Wina, Die Neue Welt und Judenstaat und ihre Nachfolgerin Illustrierte Neue Welt, die Kulturzeitschrift David und die unabhängige Zeitschrift Nu. Die letzten drei Titel erscheinen vier Mal im Jahr, nur Wina erscheint monatlich.

Leon Zelman hat mich bereits 2001 eingeladen, für das Jubiläumsheft „50 Jahre Das Jüdische Echo“ eine kurze Geschichte der Zeitschrift zu verfassen. Diesen Beitrag, der unverändert im vorliegenden Heft nachzulesen ist, habe ich damals sehr gerne geschrieben und danach freute ich mich über das gelungene Jubiläumsheft.

In diesem Sinne wünsche ich, dass auch die künftigen Ausgaben des „Jüdischen Echo“ viele gute Autoren und Autorinnen sowie interessierte Leser finden mögen.

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